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Optimistisch dank zielgerichteter Krebstherapie

Bild ZVG

Dr. Matthias Schreiber nimmt täglich seine Kapseln ein. Das ist seine gesamte Krebstherapie. Im Interview erzählt er von der Diagnose Lungenkrebs und warum er dennoch ein großer Optimist ist. 

Dr. Matthias Schreiber

Lungenkrebspatient

Wie war es, als Sie die Diagnose bekommen haben? 

Es war natürlich ein enormer Schlag, weil ich niemals damit gerechnet hatte. Ich fühlte mich zwar ein halbes Jahr vor der Diagnose jeden Tag krank, dachte aber damals an so etwas wie einen Infekt. Ich hatte als Arzt Nachtdienste, sehr unregelmäßigen Schlafrhythmus und enorm viel Stress. Als sich meine Atemnot verstärkte und ich immer schlechter Luft bekam, hatte ich zwar im Hinterkopf, dass das auch so etwas wie Krebs sein könnte, glaubte aber nicht wirklich daran. Schließlich war ich 32 Jahre alt, hatte nie geraucht und war relativ sportlich. Als dann bei mir ein CT gemacht wurde, konnte man zwar den Lungenkrebs noch nicht erkennen, aber die massive Metastasierung.  

Hat die Therapie gleich nach der Diagnostizierung begonnen? 

Man hatte am Anfang noch nicht festgestellt, um welche Art von Krebs es sich handelte. Deshalb wussten die Ärzte auch nicht, was sie mit mir tun sollten – nicht einmal, auf welche Abteilung sie mich legen sollten. Erst durch eine Biopsie wurde festgestellt, dass die Lunge der primäre Tumorort ist. Durch mein medizinisches Hintergrundwissen war mir klar, dass es bei den vielen Metastasen keine Chance auf Heilung gibt. Das hat mich natürlich enorm schockiert. Es stellte sich schließlich heraus, dass ich bei der Treibermutation ALK positiv bin. Deshalb wurde ich an ein Klinikum weiterverwiesen, bei dem ich gleich eine medikamentöse Therapie erhielt.  

Wie sieht diese medikamentöse Therapie genau aus? 

Ich nehme täglich nur ein paar Kapseln ein. Das ist die gesamte Therapie! Das heißt ich benötige keine Infusionen oder ähnliches. Man nimmt das Medikament ein, es verteilt sich im ganzen Körper und entsprechend auch in den Krebszellen. Und das unterdrückt einfach alles, was der Krebs falsch macht. 

Dadurch ist Ihre Lebensqualität auch weniger eingeschränkt als wenn Sie beispielsweise Infusionen bräuchten, oder? 

Selbstverständlich! Solange die Therapie funktioniert – und das tut sie seit fast zwei Jahren – muss ich nur zu den Kontrollen ins Spital. Der Krebs ist vollkommen unter Kontrolle, es gibt keine einzige Metastase wo es derzeit Probleme gibt. Da bin ich natürlich sehr zufrieden – auch wenn ich nicht geheilt werden kann. Die Therapie kann den Krebs für eine gewisse Zeit nur unterdrücken, man weiß aber nie, für wie lange genau. Dennoch bin ich unglaublich zufrieden, dass das schon zwei Jahre lang funktioniert. Das ist eine Zeit, die ich mir anfangs nie gegeben hätte. Die Medikamenten-Einnahme schränkt mich nicht ein, auch wenn man ein paar Nebenwirkungen hat. Aber verglichen mit anderen Medikamenten, die auch in der Krebstherapie eingesetzt werden, ist das doch recht harmlos. Sie funktionieren so gut, weil sie zielgerichtet beim Krebs ansetzen und nicht wie andere Therapieformen im Körper “herumwildern”. Ich hoffe, dass die Entwicklung weitergehen wird und man immer mehr solcher Medikamente gezielt gegen die verschiedenen Krebsformen einsetzen kann.  

Welche Erfahrungen möchten Sie anderen Betroffenen mitgeben? 

Ich bin von Anfang an sehr offen mit meiner Erkrankung umgegangen. Das hat mir geholfen, weil ich dadurch viel Unterstützung – insbesondere von meiner Familie – erhalten habe. Schließlich muss man auch die scheinbar hoffnungslose Zeit irgendwie durchstehen. Seit ich weiß, dass es diese Therapien gibt, bin ich ein großer Optimist geworden, was die Forschung angeht. Und es geht eben nicht immer nur um Heilung, sondern manchmal ist es auch toll, die Krankheit über Jahre aufzuhalten. Aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben eine Therapie zu erleben, die es vielleicht noch nicht gibt, aber die aufgrund der Forschungsgeschwindigkeit vielleicht gerade im Entstehen ist. Ich bin da sehr optimistisch!  

Info

Durch intensive Forschung weiß man heute bereits sehr viel über die Gründe für die Entstehung von Lungenkrebs. Das Rauchen ist immer noch der größte Risikofaktor, da die vielen krebserregenden Substanzen im Tabakrauch genetische Veränderungen hervorrufen können die in weiterer Folge zu einer Krebserkrankung führen können. Bei einem kleinen Teil der Patienten sind die genetischen Veränderungen anderweitig verursacht. Bis dato wurden beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs, dem häufigsten Typ des Lungenkrebs, bereits mehr als 15 genetische Mutationen gefunden, die zur Krebsentstehung beitragen können. Manche davon können heute bereits mit zielgerichteten Therapien behandelt werden. Das bedeutet, dass diese Medikamente zielgerichtet genau diese genetische Veränderungen angreifen und unschädlich machen. Dadurch kann das Wachstum der Krebszellen reduziert oder in manchen Fällen auch gestoppt werden. Obwohl zielgerichtete Therapien zumeist besser verträglich sind als eine Chemotherapie führen auch diese Medikamente bei manchen Patienten zu unangenehmen und Lebensqualitäts-beeinträchtigenden Nebenwirkungen, die mit dem behandelnden Arzt besprochen werden sollen, damit die Medikation an die individuelle Situation angepasst werden kann.

Dieser Bericht schildert die Erfahrung von einem einzelnen Patienten. Die darin enthaltenen Aussagen könnte nicht für alle Patienten mit dieser Erkrankung verallgemeinert werden, da jeder Patient anders ist und jede Erkrankung anders verläuft.

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PP-LQA-AUT-0036/11.2019

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