Obwohl sich die Überlebensraten deutlich gebessert haben, ist das Multiple Myelom nach wie vor eine besonders bedrohliche Erkrankung – nicht nur physisch, sondern auch psychisch.
Fast fünf Prozent des menschlichen Körpers bestehen aus Knochenmark, im Durchschnitt sind das etwa 2600 Gramm. Hier werden fast alle Blutzellarten des Menschen gebildet. Wer nun in der Schule ein bisschen aufgepasst hat, kann sich wohl schon vorstellen, wie wichtig das Knochenmark für uns Menschen und wie ungünstig dementsprechend ein medizinisches Problem in diesem Bereich ist. Das gilt insbesondere für Krebserkrankungen.
Bösartige Plasmazellen vermehren sich
Eine Krebserkrankung, die im Knochenmark stattfindet, ist das Multiple Myelom. Sie ist gekennzeichnet durch die bösartige Vermehrung von antikörperproduzierenden Zellen, den sogenannten Plasmazellen. Normalerweise sind ein bis zwei Prozent aller Zellen im Knochenmark Plasmazellen. Personen mit Multiplem Myelom haben eine erhöhte Anzahl von nicht gesunden Plasmazellen, die so genannten Myelomzellen.
Wie so oft gibt es auch hier unterschiedliche Grade. Die Bösartigkeit des Krebses ist nicht bei allen PatientInnen gleichermaßen ausgeprägt. Sie reicht von Krebsvorstufen über langsam voranschreitende Krankheitsverläufe bis hin zu sehr aggressiven Erkrankungen, die ohne Behandlung sehr schnell zum Tod führen. Das ist die große Tragik des Multiplen Myeloms: Es zählt zu den chronischen Erkrankungen, das heißt, dass es bisher keine Heilungsmöglichkeit gibt. Bestehende Therapiemöglicheiten zielen derzeit darauf ab, die Erkrankung bestmöglich zu kontrollieren und die Lebensqualität der PatientInnen positiv zu beeinflussen.
PatientInnen leiden unter vielen Belastungen
PatientInnen klagen oft über eine ausgeprägte Müdigkeit, verknüpft mit Schwäche, Antriebslosigkeit und dem Verlust ihrer Leistungsfähigkeit. In weiterer Folge gesellen sich dazu auch noch weitere Erkrankungen in Folge des Multiplen Myeloms: PatientInnen leiden vermehrt unter Infekten, etwa Atem- oder Harnwegsinfekten. Dazu kommen oft Kurzatmigkeit und Atemnot, außerdem Gewichtsverlust.
Auch die oft begleitenden Knochenschmerzen können bereits Monate vor der Diagnose auftreten. Am häufigsten betroffen sind die Wirbelsäule, Beckenknochen, Rippen und Schädel. Der Schmerz kann aber auch die Folge unerklärter Knochenbrüche sein, die ebenso ein mögliches Anzeichen für ein Multiples Myelom sind. PatientInnen berichten darüber, dass ihr Multiples Myelom entdeckt wurde, weil sie wegen Schmerzen einen Arzt aufgesucht haben.
Schwächere Knochen – Löcher im Röntgen sichtbar
Der Arztbesuch war dabei jedenfalls immer eine gute Idee, denn ein Multiples Myelom kann noch weitere gesundheitliche Folgen haben, die ein Risiko darstellen. Es kann etwa die Knochen schwächer und dünner machen. Röntgenaufnahmen von Knochen scheinen manchmal Löcher aufzuzeigen, die Osteolysen genannt werden. Es handelt sich hierbei nicht unbedingt um Löcher, sondern um geschwächte Bereiche des Knochens aufgrund der erhöhten Ansammlung von Myelomzellen.
Behandelbar, aber nicht heilbar
Derzeit wird die Krankheit aus medizinischer Sicht vor allem so gut wie möglich behandelt, um wie erwähnt die Lebensqualität positiv zu beeinflussen. Das kann allerdings nur die medizinisch-physischen Teile der Erkrankung, also etwa Schmerzen und andere Symptome, betreffen. Die psychische Seite ist noch einmal etwas völlig anderes. Hier entstehen Belastungen, die nicht so einfach wegzustecken sind. Manche PatientInnen berichten, dass sie nach der Diagnose einige Zeit Schlafprobleme hatten – auch, weil ihnen Angstgedanken, nun wäre jeder kleine Infekt eine Bedrohung, nicht aus dem Kopf gehen wollten.
Ein Patient sagt, er habe einfach alle seine Gedanken in Briefe zusammengeschrieben – an seine Frau und seine Kinder. So konnte er die Situation für sich geistig ordnen und wieder einen Überblick gewinnen. Daraus resultierte auch eine größere innere Ruhe, weil die Fakten nun klarer am Tisch lagen, wodurch das unbekannte Bedrohungspotential sank.
Mit der Situation umgehen
So entstanden einige Strategien, mit diesen Situationen fertig zu werden. PatientInnen empfehlen, sich einige zentrale Punkte klarzumachen – etwa den Lebenswillen, aber auch Offenheit. Dazu muss man klar formulieren, wozu man die Strapazen auf sich nimmt und sich selbst sowie seiner Umwelt reinen Wein einschenken. Dabei hilft eine gewisse Grundinformiertheit – wer über seine eigene Krankheit halbwegs im Bilde ist, versteht die Therapien besser und kann sie leichter annehmen.