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Was Brustkrebs mit Knochengesundheit zu tun hat und welchen Stellenwert dabei die Therapieadhärenz einnimmt, erläutert der Brustkrebsexperte Prof. Dr. Rupert Bartsch.

Prof. Bartsch | Credit: Ricarda Jost

Assoc.-Prof. Priv.- Doz. Dr. Rupert Bartsch

Facharzt für Hämatologie und Onkologie

Wir sind seit nun über einem Jahr Pandemie mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Wie sieht die Situation von Krebspatient(inn)en aus? 

Viele Krebspatient(inn)en sind aufgrund ihrer Erkrankung verständlicherweise ganz grundsätzlich verunsichert. Die Pandemie trägt nicht unbedingt dazu bei, diese Verunsicherung zu vermindern. Die resultierende doppelte gesundheitliche Bedrohung bedeutet für Krebspatient(inn)en sicherlich eine noch stärkere psychische Belastung als für gesunde Menschen. Im ersten Lockdown hatten viele Menschen mit bereits diagnostizierten Tumorerkrankungen Angst, in die Krankenhäuser zu kommen. Gleichzeitig wurden Therapien unterbrochen oder verschoben. Heute können wir glücklicherweise wieder weitestgehend eine normale Betreuung für unsere Brustkrebspatientinnen anbieten.

Wie sieht es mit der Früherkennung von Brustkrebserkrankungen aus?

Speziell im ersten Lockdown und den Wochen danach war ein Rückgang von Screeninguntersuchungen zu beobachten, teils auf Grund unzureichender Resourcen, teils weil die Menschen Sorge hatten, Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen. Das ist speziell bei aggressiven Erkrankungen, die eine schnelle Intervention notwendig machen, problematisch. Die meisten Brustkrebserkrankungen sind aber Gott sei Dank im Vergleich zu Bauchspeicheldrüsen- oder Lungenkrebs weniger aggressiv und wachsen langsamer. Daher hoffe und glaube ich, dass wir im Bereich des Brustkrebses keine katastrophalen Auswirkungen sehen werden. Aber es gab im ersten Lockdown ebenfalls einen Rückgang der Screeninguntersuchungen.

Was bedeutet es für Patientinnen, wenn es zu Metastasen in den Knochen kommt?

Knochengesundheit und Brustkrebs sind eng miteinander verknüpft. Zum einen kann es in der Behandlung von Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs im Frühstadium durch die Antihormontherapie zu einem Abfall der Knochendichte kommen, was wiederum zu Knochenbrüchen im Rahmen der Osteoporose führen kann. Zum anderen sind im Falle eines Rückfalls Absiedelungen in den Knochen, also Knochenmetastasen, vergleichsweise häufig. Glücklicherweise ist das Auftreten von Fernmetastasen nach einer Brustkrebserkrankung im Frühstadium heute selten geworden. Wenn es aber zu Metastasen in den Knochen kommt, gilt es, schwere Komplikationen wie Knochenbrüche oder starke Schmerzen zu vermeiden. Daher ist Knochengesundheit in der Behandlung von Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs etwas ganz Zentrales.

Welche Therapien gibt es in diesem Fall?

Wenn Knochenbrüche drohen oder bereits oder aufgetreten sind, können chirurgisch-orthopädische Eingriffe erwogen werden. Außerdem ist eine Strahlentherapie zur Stabilisierung des Knochens möglich. Darüber hinaus behandeln wir betroffene Patientinnen mit speziellen Knochenschutztherapien. Das sind Medikamente, die einerseits schmerzlindernd bei Knochenmetastasen wirken und gleichzeitig das Auftreten von Knochenbrüchen vermeiden, sodass Operationen oder Strahlentherapien gar nicht erst notwendig werden. Betroffenen Patientinnen wird diese Therapie alle vier Wochen verabreicht. Das bedeutet, dass knochenspezifische Therapien auch eine präventive Wirkung haben und darüber hinaus eine Rolle in der Schmerztherapie spielen.

Warum hat die Therapieadhärenz* hier einen besonderen Stellenwert?

Prinzipiell können Therapien natürlich nur wirken, wenn sie auch eingenommen werden. Beim Thema Therapieadhärenz geht es um das Bewusstsein des Therapieeffektes, da nur informierte Patientinnen die Wichtigkeit der Behandlung verstehen können. Gerade für die oralen Antihormontherapien bei Brustkrebs im Frühstadium ist die Adhärenz ganz wesentlich, damit die Therapien auch wirklich wirken können. Aber auch bei metastasiertem Brustkrebs spielt die Therapieadhärenz eine Rolle, etwa bei oraler Chemotherapie, antihormoneller Behandlung, bestimmten zielgerichteten Therapien oder eben Knochenschutzmedikamenten. Gerade diese knochenspezifischen Medikamente als Zusatz zu Antitumortherapien sind sehr wichtig, um schwere Komplikationen zu vermeiden.

*Therapieadhärenz: Das Einhalten der vorgegebenen Therapiezeiten und -dosierungen.

Das heißt, es ist wichtig, im Gespräch zwischen Behandler(inne)n und Patientinnen zu klären, welche Therapieziele angestrebt werden und wie sich der Weg dorthin gestaltet?

Ganz grundsätzlich ist die Offenheit in der Kommunikation wichtig. So ist für Behandler(innen) von Bedeutung, Patientinnen sowohl die Behandlungsziele zu erklären als auch über Therapien und Nebenwirkungen aufzuklären. Als Aufgabe der Patientinnen könnte man es ansehen, die Behandler aktiv über aktuelle Probleme, die Lebensqualität und Nebenwirkungen zu informieren. Es ist entscheidend, dass Patientinnen mit ihren Behandler(inne)n sprechen und ihre Fragen, Zweifel, aber auch Ängste ausdrücken können.

Was möchten Sie gerne Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs noch mitgeben?

Wir können laufend neue, wirksame Substanzen und Medikamente einsetzen. Es ist uns daher in den allermeisten Fällen gelungen, eine metastasierte Brustkrebserkrankung in eine chronische Erkrankung umzuwandeln. Patientinnen können dabei mit einer vergleichsweise guten Lebensqualität rechnen. In den nächsten Jahren werden sicherlich auch noch weitere Substanzen zum Einsatz kommen. Das macht uns Mut, dass dieser Weg der Chronifizierung von Brustkrebserkrankungen weiter gelingen kann.

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