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Prim. Dr. Markus Rauter

Vorstand Abteilung für Lungenkrankheiten Klinikum Klagenfurt am Wörthersee

Prim. Dr. Markus Rauter, Vorstand der Abteilung für Lungenkrankheiten am Klinikum Klagenfurt, spricht über die altbekannten Risikofaktoren für Lungenkrebs und erklärt, warum Früherkennung so wichtig ist.

Herr Primarius Rauter, gibt es nur den einen Lungenkrebs?

Mittlerweile unterscheiden wir da zwischen unterschiedlichsten Arten. Wenn man Lungenkrebs hört, denkt man ganz klassisch an den tabakassoziierten Lungenkrebs. Davon abgrenzbar gibt es aber auch genetische Lungenkrebsformen, die ohne exogene Schadstoffexposition entstehen können und bei denen wir die Ursache messen können, warum aus der gesunden eine Krebszelle wird. Wie bei anderen Krebsformen auch gilt beim Lungenkrebs, dass sich gesunde Zellen im Rahmen einer Krebsentstehung – auch Karzinogenese genannt – so verändern, dass sie ungehemmt wachsen und auch länger leben. Dadurch entsteht ein Gewächs im Bereich der Lunge.

Ist Lungenkrebs früh erkennbar?

Die Lunge hat per se keine Schmerzfasern und sie ist ein „Überschussorgan“, sprich, im Alltag haben wir nur einen kleinen Teil von ihr in ständiger Verwendung. Daher kann in vielen Fällen ein Gewächs in der Lunge schon lange Zeit bestehen oder sich gar ausdehnen, bevor sich Symptome entwickeln. Meistens treten sie erst auf, wenn das Gewächs in den Randbereich der Lunge einwächst – etwa in das Rippenfell, in die Brustmuskulatur – oder wenn die Krebserkrankung in das Gefäßsystem einbricht und zu Ansiedelungen in anderen Organen führt.

Welche Symptome sind das dann?

Knochenschmerzen, Kopfschmerzen oder neurologische Symptome wie Krampfanfälle oder Ausfallserscheinungen. Wenn daraufhin die Krebserkrankung diagnostiziert wird, ist sie in den meisten Fällen schon sehr weit fortgeschritten und gilt dann auch als nicht mehr heilbar.

Gibt es Risikogruppen, die häufig von Lungenkrebs betroffen sind?

Seltene, genetische Lungenkrebsarten treten häufiger bei Frauen in jüngeren Jahren auf, und das ganz ohne Risikofaktoren, da sie ja auf einer Veränderung des Erbguts beruhen. Dem steht der klassische Raucherkrebs gegenüber, der meist bei Patienten mit langjähriger Nikotinanamnese in niedrigeren sozioökonomischen Schichten auftritt. Auch Menschen, die beruflich als Schweißer oder in der chemischen Industrie tätig waren, sind häufiger betroffen.

Sind Asthma oder Allergien auch Risikofaktoren für Lungenkrebs?

Nein, da ist kein Zusammenhang nachzuweisen.

Stichwort kleinzelliges und nicht kleinzelliges Lungenkarzinom. Was muss ich mir darunter vorstellen?

Das kleinzellige Lungenkarzinom ist seltener als das nicht kleinzellige und macht etwa ein Viertel der Lungenkarzinome aus. Es wächst sehr schnell, meist liegen bei Diagnosestellung schon Fernmetastasen vor. Das nicht kleinzellige Lungenkarzinom ist deutlich häufiger und wird in unterschiedliche Typen unterteilt. Die zuvor von mir erwähnten genetischen Lungenkrebsarten etwa beziehen sich fast ausschließlich auf das nicht kleinzellige Lungenkarzinom.

Ist Lungenkrebs gut therapierbar?

Lungenkrebs ist sogar heilbar – aber nur, wenn man ihn früh genug diagnostiziert und nur die Lunge selbst befallen ist. Meist ist das aber nicht der Fall. Die Behandlungsmöglichkeiten für alle anderen Fälle haben sich in den letzten Jahren massiv verbessert. Neben einer Chemotherapie haben wir seit einigen Jahren auch die Möglichkeit einer Immuntherapie. Dank dieser Therapien kann ein Lungenkrebs zu einer chronischen Erkrankung werden. Bis vor wenigen Jahren war das noch nicht möglich.

 MAT-AT-2100770 1.0 06/2021 

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