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Dem Krebs einen Schritt voraus

Nicole Kultau © Foto: Harald Peter Fotografie

Nicole Kultau hatte 2010 zwei genetisch bedingte Krebstumore in ihrer Brust (Diagnose: BRCA2). Im Interview berichtet sie, wie sie mit Vorsorge versucht, der steten Bedrohung durch Krebs Herrin zu werden.

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Nicole Kultau

Im Mai 2010 erhielt ich mit 41 Jahren die Diagnose Brustkrebs. Für mich stürzte, wie für so viele betroffene Frauen und Männer, meine kleine Welt ein. © Foto: Harald Peter Fotografie

Als Hochrisiko-Patientin treffe ich Vorsorge: Ich bin alle drei Monate bei meiner Gynäkologin, mache jährlich eine MRT sowie Mammografien und lasse mich zweimal im Jahr schallen (Brust und Bauchraum). Hinzu kommen Blutbilder und Augenuntersuchungen. Aufgrund des erhöhten Risikos für Haut- und Darmkrebs habe ich meine Krebsfrüherkennung um die entsprechende Vorsorge erweitert. Ich hoffe, so dem Krebs immer einen Schritt voraus zu sein.

Wie sorgen Sie im alltäglichen Leben vor?

Mein Krebs ist einer, der von Hormonen beeinflusst wird. Deshalb achte ich auf alles, was auf die Hormone Einfluss nimmt. Dazu gehört, dass ich möglichst auf industriell gefertigte Nahrung verzichte. Auch raffinierten Zucker meide ich. Ich esse wenig Fleisch und Wurst. Ich habe Plastik weitgehend aus meinem Haushalt verbannt. Ebenso Chemikalien, zum Beispiel Haushaltsreiniger. Stattdessen putze ich mit Hausmitteln wie Essig.

Sie bloggen über Ihr Leben mit dem Krebs auf www.prinzessin-uffm-bersch.de. Warum der Schritt in die Öffentlichkeit?

Als ich mit 41 meine Brustkrebsdiagnose bekam, brach meine Welt zusammen. Ich hatte Angst um mich und meinen Sohn. Er war 13, ein Alter, wo Kinder schon recht selbständig sind. Nicht Justin – er ist von Geburt an mehrfach behindert. Als Alleinstehende und Alleinerziehende bin ich Justins Halt in dieser Welt. Und plötzlich hatte ich selbst Halt nötig. Besonders nachts war ich mit meinem Krebs allein. Meine Angst war groß. Ich begann, sie aufzuschreiben.

Wie half Ihnen das?

Ich schrieb mir den Krebs von der Seele. Meine Ängste, meine Sorgen, meine Wut, meine Hoffnung bekamen einen Platz: meinen Blog.

Als Bloggerin senden Sie nicht nur, sondern empfangen auch. Was bekommen Sie von Ihren Lesern zurück?

Ich komme über den Blog ins Gespräch mit Betroffenen. Ich beantworte ihre Fragen – per Mail, Telefon oder persönlich. Aus den Begegnungen schöpfe ich Kraft. Meine Krebsgeschichte bekommt so einen Sinn. Ich vermittle Wissen, vernetze Betroffene und weise auf Projekte anderer Betroffenen hin. Mein Blog ist Treffpunkt zum Austausch von Wissen, Freude und Leid.

Sie sind nicht nur beim Bloggen geblieben …

Ich halte inzwischen Lesungen über meine Krebsgeschichte auf Fach- und Patiententagungen. Gerade war ich auf einer solchen in Madrid. Dort trafen sich Patientenvertreter aus aller Welt. Ich bin außerdem in Patienten-Meetings aktiv. Und ich habe mich zur ehrenamtlichen Hospizbegleiterin ausbilden lassen. Eine Entwicklung, die mit zwei Krebstumoren in meiner linken Brust begann …

Das heißt, Sie setzen sich heute auch für andere Krebspatienten ein?

Auf jeden Fall. Ich spreche für mich, denn ich bleibe Zeit meines Lebens von Krebs bedroht, und für andere. Denn nicht alle Betroffenen schaffen es, für sich und ihre Rechte als PatientIn einzustehen. Und für unsere Rechte, zum Beispiel die frühe Teilhabe an therapeutischen Entscheidungen, müssen wir etwas tun und dafür, dass Frauen mit einem metastasierten Brustkrebs in den Blick der Öffentlichkeit gerückt werden!

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