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Brustkrebs-Behandlung: Alle sechs Monate eine Innovation

Unrecognizable nurse taking a mammogram exam to an adult patient at the hospital
Unrecognizable nurse taking a mammogram exam to an adult patient at the hospital
iStock/andresr

Warum eine medikamentöse Therapie vor einer Brustkrebs-Operation Leben retten kann und was hinter dem Begriff systemische Krebstherapie steckt.

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Univ. Prof. Dr. Günther Steger

Klinische Abteilung für Onkologie, Univ. Klinik für Innere Medizin I, Medizinische Universität Wien

Warum eine systemische Therapie des ganzen Körpers bei der Behandlung des Mammakarzinoms so wichtig? 

Zunächst war die Tumorverkleinerung das Hauptziel der präoperativen, systemischen Therapie, um dem Chirurgen die Brusterhaltung zu ermöglichen. Mittlerweile weiß man aber, dass nicht nur die Tumorgröße die Indikation für eine solche Therapie ist, sondern auch die Molekularbiologie.

Auch ganz kleine Tumore, die prinzipiell leicht chirurgisch entfernbar wären, können zum Zeitpunkt der Diagnose im Körper bereits Mikrometastasen oder schlafende Tumorzellen gesetzt haben.

Diese sind dann Ursache für eine spätere klinische Metastasierung. Der Sinn der systemischen Therapie ist also durch die ehestmögliche Behandlung des gesamten Körpers gegeben, um solche Vorläufer-Krebszellen entsprechend frühzeitig auszulöschen und das Risiko für Metastasen oder ein Rezidiv, also ein Wiederauftreten, zu senken. 

Welche Möglichkeiten der systemischen Krebstherapie gibt es?

Die systemische Therapie ist gerade in den letzten Jahren von einer hohen Entwicklungsgeschwindigkeit gekennzeichnet. Man kann davon ausgehen, dass ca. alle sechs Monate eine neue diagnostische oder therapeutische Möglichkeit für Brustkrebspatientinnen zur Verfügung steht. Wir haben neben der klassischen Chemotherapie mit Zytostatika und der Anti-Hormontherapie jetzt vermehrt auch immunologische Therapieansätze.

Wie entscheidet sich, welche Therapieform zur Anwendung kommt?

Es gibt mindestens fünf unterschiedliche Erkrankungen mit unterschiedlichen Prognosen, unterschiedlichen Verlaufsformen und damit auch unterschiedlichen Therapieansätzen. Damit wir die Therapie personalisieren können, bestimmen wir mit Hilfe der Molekularpathologie Faktoren am Tumorgewebe, die uns sagen, auf welche Therapie der Tumor ansprechen könnte.

Beim Brustkrebs kann man eigentlich von einem Modelltumor für die Medikamententherapie sprechen, weil diese Krebsform auf verschiedenste therapeutische Maßnahmen wie hormonelle, zytostatische also chemotherapeutische und immunologische Therapieansätze reagiert – im Unterschied zu anderen häufigen Karzinomen wie Lungen- oder Darmkrebs. 

Für wie viele Patientinnen kommen diese Therapieansätze in Frage?

Aus heutiger Sicht sind das bei der zielgerichteten anti-hormonellen Therapie fünfzig bis sechzig Prozent der Patientinnen, bei der immunologischen Therapie zwölf bis fünfzehn Prozent. Fünfzehn bis zwanzig Prozent haben leider weder eine Immunabhängigkeit noch eine Hormonabhängigkeit.

Das sind die sogenannten Dreifach-Negativ-Tumore, für die derzeit nur die klassische zytostatische Chemotherapie zur Verfügung steht. Wobei sich gerade auch bei diesen Karzinomen in der Forschung einiges tut, die ersten Studiendaten zu einer neuen Substanzgruppe sind schon da.

Wie funktioniert die systemische Krebstherapie? 

Die meisten Medikamente liegen sowohl in Infusions- und Injektionsform, manche aber auch als Tabletten und Kapseln vor – das hängt vor allem davon ab, wie die Substanz am besten vom Körper aufgenommen wird. Vom Spezialisten wird individuell entschieden, für wen welche Form der Therapie in welcher Verabreichungsart und in welcher Kombination am günstigsten ist.

Bei einer zytostatischen oder immunologischen Therapieform kann man nach einer Behandlungsdauer von ca. vier bis sechs Monaten mit der Operation rechnen, eine anti-hormonelle Therapie muss längere Zeit, also mindestens sechs bis acht Monate oder in manchen Fällen sogar auch ein Jahr und länger verabreicht werden. In jedem Fall muss aber das Ansprechen auf die Therapie vom Onkologen engmaschig klinisch und bild-gebend kontrolliert werden.

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