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Personalisierte Krebsmedizin

Abstract 3D render of of virus cells. Shallow depth of field.
Abstract 3D render of of virus cells. Shallow depth of field.
iStock/Jakub Rupa

Gibt es neben der Operation, Chemotherapie und Bestrahlungen weitere Behandlungsformen gegen Tumore? Die personalisierte Krebstherapie.

Universitäts-Professor Dr. Wolfgang Johannes Köstler

Facharzt an der Klinischen Abteilung für Onkologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin im AKH Wien

Der zunehmende Einsatz von Medikamenten bei der Behandlung von Krebs hat den Ärzten neue Möglichkeiten in der Therapie gegeben. Verstärkt werden Behandlungskonzepte angewendet, die stärker auf die individuellen Voraussetzungen der Patientin bzw. Ihres Tumors abgestimmt sind.

„Die personalisierte Krebstherapie“, so Universitäts-Professor Dr. Wolfgang Johannes Köstler, Facharzt an der Klinischen Abteilung für Onkologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin im AKH Wien, „ist möglich, seitdem es neue Diagnosemöglichkeiten gibt, die eine gezielte, statt breit gestreute Therapie ermöglichen.“ 

Verstoffwechselung untersuchen

Moderne Therapeutika richten sich dabei in erster Linie auf die beim Patienten tatsächlich vorliegende molekulare Zielstruktur, so Köstler weiter. Bei manchen Formen der personalisierten Krebstherapie werde die Medikamentenauswahl und -dosierung an die Fähigkeit der Verstoffwechslung durch den Patienten optimal angepasst. Menschen hätten, genetisch bedingt, oder durch Co-medikationen ausgelöst, individuelle, sehr unterschiedliche Voraussetzungen für die Aufnahme, den Einbau und Abbau von Nährstoffen oder chemischer Substanzen im Körper.

Doch damit nicht genug, fährt Köstler fort, „eine personalisierte Krebstherapie lässt zudem nicht die immer erforderliche Anpassung an das Alter, das Körpergewicht, wichtige Organfunktionen (beispielsweise die Nieren- und Leberfunktion), sowie an eventuell vorhandene Begleiterkrankungen und die soziale Situation des Patienten.“

Patienten sollen profitieren

„Für eine wirkungsvolle medikamentöse Therapie ist es wichtig herauszufinden, ob ein Patient von einer bestimmten Behandlungsweise profitieren kann. Das können wir in vielen Fällen anhand von Biomarkern herausfinden. Solche Marker befinden sich auf der Ebene des Genoms und oft auch der von diesem codierten Eiweißmoleküle“, erläutert Köstler die Vorgehensweise der Mediziner. „Vom Ergebnis dieser Untersuchung hängt ab, welches Medikament wirksam sein könnte, in welcher Dosis ein Krebsmittel bei einem bestimmten Patienten wirksam ist, oder ob etwa schwere unerwünschte Nebenwirkungen zu erwarten sind.“

Zielgerichtete Therapien

Neben der Medikamentenverträglichkeit für Patienten hat die personalisierte Krebstherapie einen weiteren Vorteil. „Jeder Tumor hat eine molekulare Signatur, das heißt, die am Krankheitsprozess beteiligten Gene und Proteine sind von Tumortyp zu Tumortyp verschieden. Mehr noch, auch innerhalb eines Tumortyps gibt es gravierende Unterschiede von Patient zu Patient“, führt Professor Köstler aus. 

„Man weiß inzwischen, dass in einem Patienten mehrere Gene an der Krebsentstehung und Krebsprogression beteiligt sind. Die so fehlgesteuerten Proteine sind meist in verschiedene Mechanismen des Krankheitsprozesses eingebunden. Hemmt man nur eines dieser Proteine, so zeigt die Erfahrung, dass dies nicht ausreicht, um die Erkrankung wirkungsvoll zu bekämpfen. Die Erkenntnisse, insbesondere aus den Mutations-, Protein- und Rezeptoranalysen von Tumoren, lassen sich dazu nutzen, stärker zielgerichtete Therapien für einen besseren Behandlungserfolg einzusetzen.“ 

Ökonomisch sinnvoll

Auch ökonomisch machten die personalisierten Krebstherapien durchaus Sinn. Die neue Generation von Krebsmedikamenten ist zwar teurer, aber durch die Vermeidung ineffektiver Therapien oder behandlungsbedürftiger Nebenwirkungen, sowie die durch die häufig ambulant mögliche Therapie werden insgesamt Kosten gespart.

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