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Die Diagnose Krebs ist ein Anfang, nicht das Ende!

Midsection of female nurse holding senior woman's hand. Caring medical professional is with patient. She is consoling elderly woman in hospital.
Midsection of female nurse holding senior woman's hand. Caring medical professional is with patient. She is consoling elderly woman in hospital.
iStock/alvarez

Jedes Jahr bekommen 40.000 Österreicher die Diagnose Krebs. Jede Diagnose ist eine Katastrophe. Doch sie bedeutet nicht unweigerlich das Ende. Moderne Therapien ermöglichen vielen Patienten ein neues Leben – mit dem Krebs.

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Univ. Prof. Dr. Günther Steger

Medizinische Universität Wien – Klinische Abteilung für Onkologie

Krebs ist oft tückisch: Er wächst im Verborgenen, bereitet lange keine Beschwerden. Treten die plötzlich auf, wird häufig ein Krebs im fortgeschrittenen Stadium gefunden. Die Diagnose Krebs schlägt wie ein Blitz in das Leben der Betroffenen ein. Sie macht Angst. Todesangst.

Krebs gilt als Mörder schlechthin. Das stimmt, denn es gibt Krebsleiden, die tödlich enden, weil sie von so bösartiger Natur sind, dass keine Medizin gegen sie ankommt. Doch gegen viele Krebserkrankungen haben wir heute wirkungsvolle Therapien, die – rechtzeitig veranlasst – ein Leben mit Krebs ermöglichen.

Und ich meine damit ein lebenswertes Leben, über Jahre nach der Diagnose hinaus. Ein Leben, in dem der Krebs die Patienten unter laufender Therapie wie eine chronische Erkrankung begleitet.

Der Diagnose Krebs folgen Aufklärung, Beratung & Behandlung

Wer heute in Österreich die Diagnose Krebs erhält, sollte – bei allem Verständnis für die lähmende Angst – nicht zögern und eines der landesweit installierten Krebszentren aufsuchen.

Dort arbeiten Spezialisten. Ihr angehäuftes Wissen und ihre Erfahrung sind das, was der verängstigte Patient jetzt braucht. Im Zusammenspiel diagnostischer und therapeutischer Expertise ist es das Ziel der Kollegen in den Tumorzentren, das Beste der Medizin in die Behandlung einzubringen.

Dabei geht es längst nicht mehr um eine Therapie auf der Basis statistischer Werte zu einer bestimmten Krebsform – inzwischen kennen wir schließlich derer Tausende! – , sondern um eine individuell auf den Patienten und seinen Krebs zugeschnittene Behandlung.

Krebs ist nicht gleich Krebs. Die Behandlung sollte immer maßgeschneidert passend zu Patient und Krebs erfolgen, so dass jener mit dem Krebs gut leben kann.

Die Patienten ganzheitlich zu betreuen, ergänzend auch psycho-onkologisch, ihre maßgeschneiderte Behandlung so zu planen, dass das alltägliche Leben trotz therapeutischer Maßnahmen möglichst in gewohnter Bahn verläuft, das ist Aufgabe des Ärzteteams.

Es ist außerdem ratsam, sich an eine Organisation wie die Österreichische Krebshilfe zu wenden. Ihre oft ehrenamtlichen Berater unterstützen Krebspatienten beim Einrichten neuer sozialer Strukturen und stehen mit gutem Rat zur Seite, wenn es um Fragen wie „Wie erkläre ich meinem Partner, Kind oder Arbeitgeber meine Erkrankung?“ geht.

Die erste Behandlungsphase ist für Krebspatienten immer belastend. Je nach der Art des Krebses und seiner individuellen Ausprägung entscheidet das Tumorboard für oder wider einen medikamentösen, strahlentechnischen oder chirurgischen Behandlungsauftakt.

Bei Brustkrebs beispielsweise fürchten viele der etwa 5.500  Frauen, die hierzulande alljährlich daran erkranken, verständlicherweise eine Operation. Fakt ist, die Behandlung beginnt heute bei einem Drittel bis zur Hälfte der Fälle mit Medikamenten.

Wobei die modernen Chemotherapien inzwischen sehr arm an beziehungsweise frei von Nebenwirkungen sind und die weit verbreitete Angst vor einem Haarausfall beispielsweise fast unbegründet ist. Solche Fakten stehen leider oft nicht im Internet, das als Erstes durchforstet wird, wenn die Diagnose Krebs gestellt wurde.

Weil Krebs nicht gleich Krebs ist, rate ich: Sollten beim Stöbern im Netz Fragen aufkommen, bringen Sie sie mit zu Ihrem Arzt und fordern Sie Antworten, bevor Sie sich falsche Hoffnung oder unnötige Sorge machen.

Diagnose Krebs – Therapiefortschritte

Die Behandlung von Krebs profitiert vom enormen Fortschritt, den die Forschung bringt. Hier tut sich viel, auch in Österreich: Gerade haben wir drei neue, relativ nebenwirkungsarme Medikamentengruppen für die Behandlung des  hormonabhängigen Brustkrebses erhalten, der Frauen in und nach der Menopause befällt.

Doch die Forschung kostet Geld. Eine Menge. Ein Land, das nicht bereit ist, in sie zu investieren, verliert schnell den Anschluss ans internationale Niveau – und kann Krebskranken nicht mehr die beste Behandlung bieten.

Und forschungsintensive Therapien wie die gegen Krebs es nun einmal sind, sind teuer. Angesichts der Zahl der Österreicher, die derzeit zwischen uns mit Krebs lebt und eine andauernde Behandlung braucht, um ihn in Schach zu halten – wir reden über 70 bis 80 Tausend Krebspatienten, Tendenz: steigend – wünsche ich mir viel mehr günstige Präparate, die entsprechend mehr Patienten ein Leben mit dem Krebs erlauben, als wenige teure.

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