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Das multiple Myelom

Tim Jost/COMIC FACTORY

Was die Erkrankung bedeutet, wie eine Therapie beim multiplen Myelom abläuft und welche Wirkstoffe die Heilungschancen deutlich erhöhen.

Was genau ist das Multiple Myelom?

Das Multiple Myelom ist eine Krankheitsform des lymphatischen Systems. Auch wenn das Knochenmark bei einem Multiplen Myelom betroffen ist, so geht die Erkrankung aus dem lympathischen System hervor. Denn Plasmazellen sind eine besondere Form der weißen Blutkörperchen, einer Untergruppe der Lymphozyten, deren Vorläuferzellen zwar aus dem Knochenmark stammen, aber deren Weiterentwicklung in den Lymphknoten und anderen lymphatischen Organen verläuft.

Das Multiple Myelom ist in Österreich die zweithäufigste hämatologische Erkrankung des blutbildenden Systems, das vor allem ältere Menschen betrifft, am häufigsten kommt die Erkrankung im Durchschnitt zwischen 65 und 67 Jahren vor. Durch die verbesserten Diagnosemöglichkeiten kann die Erkrankung aber auch bei immer mehr jüngeren Menschen erkannt werden.

TEIL 1: Neulich im Knochenmark

Hier blockiert der pan-HDAC-Inhibitor bestimmte Stoffwechselfunktionen der krankhaften Zelle, die dadurch abstirbt.

Tim Jost/COMIC FACTORY

Die Erkrankung ist – trotz der guten Therapiemöglichkeiten – noch nicht heilbar. Jedoch gewinnen Betroffene durch diese neue Therapiemöglichkeit ein gutes Stück Lebensqualität zurück und können diese bei erhöhter Lebensdauer auch länger genießen.

Das Mark der Krankheit

Aus speziellen weißen Blutkörperchen – den B-Lymphozyten – entwickeln sich Plasmazellen, welche im Immunsystem für die Antikörperbildung zuständig sind. Ein Teil der gesunden Plasmazelle wandert in das Knochenmark, bei einer bösartigen Entartung der Plasmazellen gerät die Vermehrung der Zellen im Knochenmark allerdings außer Kontrolle.

Bei gesunden Menschen sind bis zu zwei Prozent aller Zellen im Knochenmark Plasmazellen. Personen mit einem Multiplen Myelom, haben eine erhöhte Anzahl von entarteten Plasmazellen. Die bösartigen Plasmazellen – Myelomzellen – vermehren sich im Knochenmark oder produzieren krankhafte Antikörper, die der Körper selbst nicht mehr entsorgen kann.

Myelomzellen vermehren sich durch Bildung von genetisch gleichen Zellen – sogenannten Klonen, welche alle den gleichen monoklonalen Antikörper oder Bruchstücke davon (Paraproteine) produzieren. Durch ihre gleiche Form können sie auf unterschiedliche Krankheitserreger nicht mehr reagieren.

Die bösartigen Plasmazellen im Knochenmark beeinträchtigen zunehmend die allgemeine Blutbildung. Darunter auch die Bildung von „normalen“ Antikörpern. Dies führt zu einer Schwächung des Immunsystems und einem erhöhten Infektionsrisiko.

Durch die Besiedelung im Knochenmark kommt es zu einer Hemmung von knochenbildenden Zellen – den Osteoblasten. Zusätzlich zu einer erhöhten Aktivität der Osteoklasten, welche den Knochen in der Umgebung des Myelomherds auflösen. Dadurch entstehen löchrige Strukturen im Knochen – Osteolysen – welche aber nicht bei allen Myelompatienten auftreten.

TEIL 2: DJ Myelom an den Turntables

Der pan-HDAC-Inhibitor sendet Störsignale an die erkrankte Zelle, die dadurch aus ihrem Rhythmus kommt und ebenfalls abstirbt.

Tim Jost/COMIC FACTORY

Die Erkrankung ist – trotz der guten Therapiemöglichkeiten – noch nicht heilbar. Jedoch gewinnen Betroffene durch diese neue Therapiemöglichkeit ein gutes Stück Lebensqualität zurück und können diese bei erhöhter Lebensdauer auch länger genießen.

Ein Herd breitet sich aus

Der Name Multiples Myelom beruht auf dem herdförmigen Wachstum von bösartigen Plasmazellen an mehreren Stellen des Knochenmarkes. Das mehrfache Auftreten unterscheidet es von einem ‚Solitären Plasmozytom‘, von dem dann gesprochen wird, wenn nur ein einzelner Krankheitsherd nachweisbar ist. Diese singuläre Form betrifft am häufigsten die Wirbelsäule, das Becken und die Oberschenkel. Allerdings geht im Verlauf von zwei bis zu zehn Jahren aus dieser Form in aller Regel ebenfalls ein Multiples Myolem hervor.


Symptome und Diagnose

Der Krankheitsverlauf des Multiplen Myelom erstreckt sich über einen langen Zeitraum und bleibt aus diesem Grund oft lange unentdeckt. Auch wenn die Beschwerden von Patient zu Patient unterschiedlich sein können, so gibt es doch bestimmte Symptome.

Knochenschmerzen oder unerklärte Knochenbrüche, Blutarmut, erhöhte Infektanfälligkeit, Osteoporose durch geschwächte Knochenstrukturen oder auch einer Hyperkalzämie (einer erhöhten Menge an Kalzium im Blut, welches sich aus dem angegriffenen Knochen im Blut löst), können Anzeichen für die Erkrankung sein. Das freigesetzte Kalzium im Blut bewirkt unter anderem Müdigkeit, übermäßiges Durstgefühl und erhöhte Harnmenge. Bei knapp einem Viertel der Patienten wird die Krankheit jedoch erst zufällig bei einer Blutuntersuchung festgestellt.

Obwohl bei weit fortgeschrittenen Erkrankungsformen auch Tumorzellen in der Blutbahn nachweisbar sein können, erfolgt die Diagnose anhand von speziellen Blut- und Harntests. Die Krankheitsmarker – monoklonale Eiweiße oder Paraproteine – sind klar nachweisbar. Röntgenaufnahmen sowie eine Knochenmarkpunktion bestätigen eindeutig die Diagnose.

Therapie für eine bessere Lebensqualität

Bei der Wahl der Therapie ist die Nierenfunktion ein wichtiger Punkt, denn durch die Erkrankung kommt es zur erhöhten Ausscheidung von Eiweißen und Kalzium, welche die Nieren erheblich schädigen können. Das vorrangige Ziel ist die Kontrolle der Erkrankung sowie die Rückbildung aller Komplikationen, die durch die Erkrankung verursacht wurden.

Durch intensive Therapieformen wie Polychemotherapie oder einer autologen Stammzellentransplantation kann das Myelom weit zurückgedrängt werden. Auch wenn die Ursachen für die Entstehung noch nicht ganz geklärt sind, so helfen die Erkenntnisse aus der Krebsforschung bei der Entwicklung von neuen Wirkstoffen, die direkt in den Stoffwechsel der Krebszelle eingreifen.

Wachsende Erkenntnisse

Bei der Entstehung von Krebszellen sind viele Gene unlesbar bzw. inaktiv. Wenn die Information eines bestimmten Gens gelesen wird, kann daraus der zugehörige Botenstoff produziert werden. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Prozess der Proteinkomplex Histon und die beiden Enzyme HAT und HDAC.

Nukleosome sind die kleinsten Bausteine der Chromosomen und setzen sich aus einem Proteinkomplex namens Histon und einem DNA-Strang zusammen, welcher das Histon umwickelt. Die Histone verfügen über bestimmte Andockstellen, über welche der Komplex anhand der beiden Enzyme HAT und HDAC, angezielt und gesteuert werden kann.

Know the rules, win the game

Das Enzym HAT bewirkt, dass sich das Histon öffnet und dadurch lesbar wird – das Gen wird aktiviert.

HDAC bewirkt wiederum, dass sich das Histon zusammenzieht und die DNA unleserlich ist – das Gen wird deaktiviert. Ein HDAC-Inhibitor verhindert, dass ein HDAC-Enzym an einem Histon ankoppelt. Diese HDAC-Inhibitoren können unterschiedliche Enzyme des Typs HDAC hemmen und werden als „pan-HDAC“ Hemmer bezeichnet. Die tieferen Erkenntnisse rund um die Entstehung von Krebszellen fördern auch die Entwicklung von neuen Medikamenten.

In der Behandlung von MM sind verschiedene Therapien zugelassen, darunter auch HDAC-Inhibitoren. Ein pan-HDAC-Inhibitor kann auf zwei Arten wirken, die bildlich im folgenden Comic erklärt werden.


Die Erkrankung ist – trotz der guten Therapiemöglichkeiten – noch nicht heilbar. Jedoch gewinnen Betroffene durch diese neue Therapiemöglichkeit ein gutes Stück Lebensqualität zurück und können diese bei erhöhter Lebensdauer auch länger genießen.

Das Erscheinen der Beiträge wurde durch die Firma Novartis Pharma AG finanziell unterstützt, ohne darauf inhaltlichen Einfluss zu nehmen. Novartis Pharma AG übernimmt daher auch keine Verantwortung für die Richtigkeit der Inhalte oder der getätigten Aussagen, die darin wiedergegeben sind.

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Stand der Erstellung 07.10.15

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