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Moderne Therapien gegen Brustkrebs

Breast cancer surgery scars by partial mastectomy. With effect filter.
Breast cancer surgery scars by partial mastectomy. With effect filter.
iStock/Pradit_Ph

Neue Therapien für BrustkrebspatientInnen versprechen immer bessere Heilungschancen. Die Abnahme der Brust wird immer seltener. „Wir haben bei der Brusterhaltung eine Quote von rund 70 Prozent“, sagt Univ.-Prof. Dr. Florian Fitzal, Leiter des Brustgesundheitszentrums vom Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien. Außerdem erklärt er, warum Chemotherapien immer zielgerichteter werden und warum es dieser oft gar nicht bedarf.

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Univ. Prof. Dr. Florian Fitzal

FEBS Leiter des Brustgesundheitszentrums im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz

Welche neuen Behandlungsmethoden tragen besonders zu einer höheren Lebensqualität von BrustkrebspatientInnen bei?

Die Entwicklungen in der Onkoplastik spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese hat sich seit 1920 ständig weiterentwickelt. War es früher so, dass die betroffene Brust oft abgenommen werden musste, haben wir heutzutage gute Möglichkeiten, die Brust zu erhalten beziehungsweise den Defekt aus körpereigenem Brustgewebe wieder zu verkleinern. Dabei erreichen wir Ergebnisse, die sehr ansprechend sind. Die Brust gleicht häufig wieder ihrer Naturform und teilweise wird auch an der anderen, gesunden Brust optisch etwas verändert, damit ein symmetrisches Endbild entsteht. Das ist besonders für die Psyche der PatientInnen sehr wichtig.

Wie sieht es mit neuartigen Therapieformen aus?

Die Therapien werden immer ziel­gerichteter und genauer auf die Tumorklasse abgestimmt. Dies führt zu immer besseren Behandlungsergebnissen. Die Medikamente, egal ob sie oral oder intravenös verab­reicht werden, wirken sich immer weniger auf andere Körperteile aus. So strapazieren neue Therapieformen die Schleimhäute nicht mehr so stark. Es kommt zu deutlich weniger Nebenwirkungen. Übelkeit und Haarausfall bleiben sogar ganz aus. Ein spezielles Medikament beispielsweise geht auf den Wachs­tumsfaktor, der bei 25 Prozent aller BrustkrebspatientInnen auftritt. Diese Frauen sprechen auf die Therapie dann besonders gut an.

Welche Vorteile bringen multigenomische Tests?

Mit Hilfe von multigenomischen Tests kann man herausfinden, wie aggressiv Tumorzellen wirklich sind. Denn ein nicht geringer Pro­zentsatz von BrustkrebspatientInnen erhält durch die verabreichten Chemotherapien keine Benefits. Im Gegenteil – sie stellen für sie eine Übertherapie dar. Mit diesen Tests kann man also vorher abklären, ob eine solche Therapie sinnvoll ist oder nicht.
Leider sind diese Untersuchungen sehr teuer. Ein Test kostet zwischen 2.000 und 3.000 Euro und die Ausga­ben werden nicht vom Staat getragen. Krankenhäuser, die solche multigenomischen Tests durchführen, übernehmen die Kosten selbst.

Kann man also davon ausgehen, dass immer bessere Therapiemöglichkeiten eine Chemotherapie für KrebspatientInnen irgendwann einmal vollkommen obsolet machen?

Nein, das denke ich nicht. Eine Che­motherapie ist oft der beste Behandlungsweg und das wird auch in Zukunft für einige Patientinnen so bleiben. Aber Chemotherapien werden immer individueller werden. Man muss dabei immer beide Seiten sehen: den Menschen und den Tu­mor. Etwas das dem Menschen gut tut, muss sich nicht automatisch positiv auf den Tumor auswirken. Und auch umgekehrt gilt: Nur weil etwas den Tumor gut bekämpft, bedeutet das nicht, dass es den Menschen allgemein gut tut.

Was kann man sich von Antihormontherapien bei BrustkrebspatientInnen versprechen?

Antihormontherapien wirken besonders in späten Stadien sehr gut. Wenn wir bei Brustkrebs von Stadium 4 sprechen, haben sich bereits Metastasen gebildet. Hier können Antihormonpräparate für eine hohe Lebensqualität ohne Chemotherapie sorgen. Deshalb ist es wichtig, dass auf diesem Gebiet weiter intensiv geforscht wird.

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